Das Lehener Stadion – Erinnerungen einer Legende
11.08.2010
Sowohl als Trainer als auch als Präsident prägte Günther Praschak zwischen den 50iger und 70iger Jahren des vergangen Jahrhunderts ganz entscheidend die Geschichte der Austria und des Stadions. Er hatte wesentlichen Anteil daran, dass das Stadion trotz zahlreicher Widerstände gebaut und am 18. September 1971 eröffnet werden konnte. „Der Auftakt war nicht sonderlich glorreich. Wir gewannen zwar 3:2 gegen eine tunesische Auswahl, doch die Schlagzeilen waren nicht vom Sieg, sondern von einer handfesten Keilerei geprägt“ erinnert sich Praschak im salzburgLiVE Exklusivinterview.
Bei den Erzählungen über „sein“ Stadion kommt Praschak auch heute noch immer ins Schwärmen: „Es war ein Stadion nach englischem Vorbild, mitten in der Stadt, einfach toll und einzigartig in Österreich“. Praschak verrät, dass das Stadion eigentlich noch viel imposanter geplant war. Denn ursprünglich hätten auch die Stehplatztribünen hinter den Toren die gleiche Überdachung wie die beiden Haupttribünen erhalten sollen. Geplant war auch eine Laufbahn unter der Osttribüne. Doch wie so oft in Salzburg, reichte das Geld nicht und das Projekt endete in einer abgespeckten Sparversion. Ursprünglich waren im Stadion auch Wellness-Bereiche für Spiele geplant, die dann aber Single-Wohnungen für Spieler und später Büroräumen weichen mussten. Die Flutlichtlichtanlage kam dann überhaupt erst drei Jahre später, weil die VOEST die ursprünglich geplante Stahlkonstruktion (schräge Flutlichtmasten) aus technischen Gründen nicht realisieren konnte.
Das Stadion Lehen bescherte auch den Spielern eine neue, komfortablere Zeit, in jeder Hinsicht. Er erinnert sich daran, dass es in Lehen, erstmals einen professionellen Zeugwart gab. Bis zu diesem Zeitpunkt mussten die Kicker ihrer Dressen selbst waschen und die Stoppler auf Vordermann bringen. „Erwin war im Hauptberuf Briefträger und im Nebenjob unser Zeugwart, ehrenamtlich. Doch die Spieler haben ihn schon ordentlich gesponsert. Da gab´s sicher mal den einen oder anderen Tausender von Spielern für unseren Zeugwart. Dafür schrubbte unser Erwin dann den Spielern sogar auch den Rücken, wenn es sein musste. Der Erwin war immer ein super Verhandler. Als beispielsweise Heimo (Anm: Pfeifenberger) zu Bremen wechselte, meinte er, der Tausender müsse jetzt wohl in Mark umgerechnet werden und Heimo zückte tatsächlich großzügig das Geldtascherl für unseren Zeugwart“.
Praschak stammt aus Niederösterreich, doch sein Vater wurde in Salzburg in Kriegsgefangenschaft gehalten. Um seinen Vater besuchen zu können, flüchtete er auf spektakuläre Weise über die Russengrenze nach Salzburg, blieb dann hier und wurde so zum echten Austrianer. Und das, obwohl seine sportliche Laufbahn eigentlich als Eishockeyspieler begann.
Wäre es damals nach den Wünschen von Praschak gegangen, so hätte man den späteren Trainer des FC Red Bulls Salzburg, Kurt Jara, schon damals für Salzburg kicken sehen. „Ich habe den Kurt`l als U-23 Trainer erstmals ins Team einberufen. Das war gegen die Tschechen. Er hat mir schon damals imponiert. Ich wollte ihn unbedingt haben. Es war gerade 18 und ich hatte schon eine Wohnung für Ihn uns seine Eltern organisiert, aber der ISV (Anm.: Innsbrucker Sportverein) ließ ihn damals nicht ziehen“.
Bei der Frage nach dem prägendsten Ereignissen im Lehener Stadion muss er nicht lange nachdenken: Es war das UEFA-Cup Spiel gegen Roter Stern Belgrad in der Saison 1976/77. Die Mannschaft hatte etliche jugoslawische Teamspieler im Einsatz und galt als haushoher Favorit. Die Stimmung war wie in einem Hexenkessel, waren doch etliche Gastarbeiter aus Österreich und Deutschland gekommen, die das Spiel fast zum Heimspiel für Belgrad umdrehten. Und dennoch schaffte die Austria nach einem 1:0 Rückstand in der Pause zum Schluss noch den 2:1 Endstand.