Pfingstfestspiele 2011

11.06.2011

Pfingstfestspiele 2011 (c) Sivila Lelli.
Pfingstfestspiele 2011

Die 39. Pfingstfestspiele sind die Abschiedsvorstellung von Ricardo Muti und seiner besonderen Beziehung zwischen Neapel und Salzburg. Ricardo Muti hat vor allem musikalische Raritäten nach Salzburg gebracht. Zum fünften und letzten Mal wird die Neapolitanische Schule das Programm prägen. Für die letzte Etappe seiner musikalischen Reise hat Maestro Muti in der Oper wie in der Sakralmusik Werke von Komponisten ausgewählt, „die zwar aus der Neapolitanischen Schule kommen, aber in Richtung Donizetti, Bellini, ja auch des frühen Verdi gehen“: das Melodramma buffo I due Figaro (1826) von Saverio Mercadante und das Requiem c-Moll (1816) von Luigi Cherubini. „Mercadante ist ein Teil dieser Brücke zwischen neapolitanischer Tradition und Zukunft“, charakterisiert Muti dessen musikgeschichtliche Bedeutung.

Mit Riccardo Muti fanden Jürgen Flimm und Markus Hinterhäuser 2007 die ideale Künstlerpersönlichkeit, um den Salzburger Pfingstfestspielen eine neue und vielversprechende inhaltliche Richtung zu geben: Im Zentrum standen die Neapolitanische Schule des 18. Jahrhunderts und ihre Komponisten – La Scuola Napoletana. Ein besonderes Anliegen ist dem gebürtigen Neapolitaner Muti die Förderung junger Sänger und Musiker. So nahm das von ihm gegründete Jugendorchester Orchestra Giovanile Luigi Cherubini über fünf Jahre einen festen und herausragenden Platz in den Produktionen der Salzburger Pfingstfestspiele ein.

Diese zunächst auf drei Jahre ausgerichtete Zusammenarbeit der Salzburger Pfingstfestspiele mit Maestro Muti zeigte bereits im ersten Jahr, dass der gemeinsam eingeschlagene Weg zukunftsträchtig war. Jürgen Flimm und Markus Hinterhäuser konnten Riccardo Muti für weitere zwei Jahre gewinnen, um die erfolgreiche Linie der Salzburger Pfingstfestspiele weiterzuführen.

Über 7.000 Besucher aus mehr als 30 Nationen besuchen jedes Jahr die Pfingstfestspiele. Mehr als 70 akkreditierte Journalisten aus Europa und den USA berichteten über die Opern und Konzerte in Salzburg. Riccardo Muti, der in Neapel am Conservatorio San Pietro a Majella studierte, leistet mit der Entdeckung und Bekanntmachung von Werken, die bislang einer breiteren Öffentlichkeit nicht zugänglich waren, Pionierarbeit. Diese – auch von Musikwissenschaftlern geschätzte Recherche-Arbeit – ermöglicht weltweit Ensembles und Musikern, sich mit den in Salzburg präsentierten Werken auseinanderzusetzen. Eine besonders wichtige Rolle kommt in diesem Zusammenhang Ut Orpheus Edizioni (Bologna) zu, die die verschollenen Werke neu verlegen.

„Das Konservatorium von Neapel ist eines der ältesten Musikinstitute der Welt“, erzählt Muti. „Der erste Direktor im Konvent von San Pietro a Majella war Giovanni Paisiello. Er führte vier für Europa sehr wichtige Kollegien in Neapel zu einem Institut zusammen. Diese vier Kollegien hatten fantastische Lehrer, Studenten, Sänger – beispielsweise Farinelli – sowie wichtige Komponisten wie Porpora, Jommelli, Leo, Piccinni, Traetta, Scarlatti und Pergolesi. Die Neapolitanische Schule war eine Quelle für Europa.“

Die Salzburger Pfingstfestspiele boten von 2007 bis 2011 Gelegenheit, zahlreiche Werke dieser bisher auf den europäischen Bühnen unterrepräsentierten Komponisten kennenzulernen: so etwa 2008 Giovanni Paisiellos dramma giocoso Il matrimonio inaspettato und Johann Adolph Hasses Oratorium I pellegrini al sepolcro di Nostro Signore und ein Jahr später Paisiellos Missa defunctorum sowie Niccolò Jommellis dramma per musica Demofoonte. Als Höhepunkte des Jahres 2010 sind die Interpretationen zweier Vertonungen von Pietro Metastasios Libretto Betulia liberata, und zwar von Wolfgang Amadeus Mozart und Niccolò Jommelli, zu erwähnen.

Geschichte der Salzburger Pfingstfestspiele

Die Salzburger Pfingstfestspiele wurden 1973 von Herbert von Karajan als „Pfingstkonzerte Salzburg“ gegründet. 1998 in die Salzburger Festspiele eingegliedert, widmen sie sich seitdem vor allem der Barockmusik. Im selben Jahr stand erstmals mit „La Calisto“ von Francesco Cavalli eine szenische Oper auf dem Programm. Es folgten Inszenierungen von Jean-Philippe Rameaus „Les Boréades“ (1999) und Georg F. Händels „Radamisto“ (2002); konzertant waren Händels „Acis and Galatea“ (2000 und 2005) sowie „Ariodante“ (2003) zu hören.

Im Jahr 2007 übernahm Riccardo Muti die künstlerische Leitung der Pfingstfestspiele und legte seinen inhaltlichen Schwerpunkt auf neapolitanische Komponisten des 18. Jahrhunderts. Unter seinem Dirigat kamen die Opern „Il ritorno di Don Calandrino“ von Domenico Cimarosa (2007), „Il matrimonio inaspettato“ von Giovanni Paisiello (2008), „Demofoonte“ von Niccolò Jommelli (2009), Wolfgang A. Mozarts „Betulia liberata“ (2010) sowie „I due Figaro“ von Saverio Mercadante (2011) zur szenischen Aufführung.

Riccardo Muti

Riccardo Muti wurde in Neapel geboren. Sein Studium in den Fächern Klavier, Komposition und Dirigieren absolvierte er am Konservatorium seiner Heimatstadt und später am Verdi-Konservatorium in Mailand bei Bruno Bettinelli und Antonino Votto. Als Chefdirigent hat er dem Orchester des Maggio Musicale Florenz, dem Philharmonia Orchestra London und dem Philadelphia Orchestra vorgestanden und darüber hinaus fast alle bedeutenden Orchester der Welt dirigiert. Eine besonders enge Beziehung verbindet ihn mit den Wiener Philharmonikern, die ihm als einem von wenigen Dirigenten den Goldenen Ring verliehen. Vor allem aber ist der Name Riccardo Mutis mit dem Teatro alla Scala in Mailand verbunden, dessen Musikalischer Leiter er von 1986 bis März 2005 war. Hier dirigierte er nicht nur Aufführungen der bedeutenden Werke Verdis, Mozarts und Wagners, sondern setzte sich auch für seltener gespielte Opern von Gluck, Spontini, Cherubini und Poulenc ein. Neben dieser Tätigkeit hat er mit dem Orchester der Scala auch Konzertreisen in die ganze Welt unternommen. Bereits 1971 wurde Muti von Herbert von Karajan erstmals zu den Salzburger Festspielen eingeladen, wo er seither regelmäßig Konzerte und Opernvorstellungen leitet und 2010 sein 40-jähriges Jubiläum feierte. Für seine Verdienste um die Musik wurde Riccardo Muti mit einer Vielzahl von Auszeichnungen geehrt, darunter mit dem Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und dem Großen Silbernen Ehrenkreuz der Republik Österreich. 2004 gründete er das Orchestra Giovanile Luigi Cherubini, in dem er die besten jungen Musiker Italiens versammelt. Von 2007 bis 2011 hat Riccardo Muti maßgeblich das Programm der Salzburger Pfingstfestspiele gestaltet, die unter dem Motto La Scuola napoletana Meisterwerke der Neapolitanischen Schule präsentiert und jedes Jahr auch eine szenische Opernproduktion unter seiner musikalischen Leitung realisiert haben.Seit September 2010 ist Riccardo Muti Music Director des Chicago Symphony Orchestra. Im selben Jahr wurde er von der renommierten Zeitschrift Musical America zum Musiker des Jahres gewählt. Seine Live-Aufnahme von Verdis Messa di Requiem mit dem CSO wurde im Februar 2011 mit zwei Grammy Awards in den Sparten „Best Classical Album“ und „Best Choral Performance“ ausgezeichnet. Im März 2011 wurde Riccardo Muti der Birgit-Nilsson-Preis zugesprochen, dessen Überreichung am 13. Oktober 2011 in der Königlichen Oper Stockholm in Anwesenheit des Königspaars stattfindet. In New York erhielt er im April 2011 den Opera News Award. Im Mai 2011 wurde ihm der Premio Príncipe de Asturias de las Artes zugesprochen, die höchste künstlerische Auszeichnung Spaniens, die ihm im Herbst in Oviedo verliehen werden wird.

www.riccardomuti.com

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