Formel 1 in Spielberg: Der Seelendoktor der Grand Prix Stars
21.06.2014
Fitness-Guru Jo Leberer
Anfangs arbeite er auf Kreuzfahrtsschiffen, ehe er bei Fitness-Apostel Willi Dungl in Gars am Kamp seine Ausbildung absolvierte. Dungl war es, der Lauda nach seinem schweren Unfall wieder so richtig aufpäppelte.
Willi Dungl (1937 - 2002) gilt als Pionier der ganzheitlichen Gesundheitspflege: Vom Müsli bis hin zur traditionellen Chinesischen Medizin. Nach Willi Dungl kümmerte sich geraume Zeit dessen Tochter Andrea um die Stars – ehe sie diesen Job an den Nagel hing, um sich voll und ganz auf ihr Medizinstudium konzentrieren zu können. Also wurde der nächste aus der engeren Reihe von Willi Dungls Umfeld ins – sprichwörtliche – Rennen geschickt und das war der Antheringer Jo Leberer.
Die Liste derer die er schon betreut hat, ist das absolute who-is-who der Rennfahrerszene – allen voran Ayrton Senna sowie Alain Prost, Gerhard Berger, Mika Häkkinen, David Coulthard, Heinz-Harald Frentzen, Sergio Perez, Nico Hülkenberg, Esteban Guitérrez, Pedro Diniz, Mika Salo, Johnny Herbert, Nick Heidfeld, Felipe Massa oder Kimi Räikkönen, um nur einige zu nennen.
Eigentlich ist er für seine Piloten „Mädchen für alles“ – vor dem Start lockert er ihre Nackenmuskulatur, betreut sie mental und schaut darauf, dass sie sich richtig ernähren. Zudem stellt er ihnen das richtige Fitnessprogramm zusammen.
Fitness ist für die Formel 1 Stars das non plus Ultra, neben einem funktionierenden Boliden natürlich: Die Kräfte, die bei einem Grand Prix auf den menschlichen Körper einwirken, sind gigantisch. In manchen Kurven wirken die Kräfte bis zum vierfachen Körpergewicht. Hinzu kommen noch die Belastungen der Umwelteinflüssen – sei es Regen oder Hitze, Formel 1 Fahrer sind schließlich als schnellste Cabrio-Fahrer der Welt allen Witterungsbedingungen ausgesetzt.
Als Leberer 1988 bei McLaren anheuerte, da bekam er es mit Prost und Senna gleich mit den größten dieser Zunft zu tun. „Mit Senna entwickelte sich eine ungemeine Freundschaft und Vertrauensbasis“ schwärmt Leberer noch heute.
Das Drama um den dreimalige Weltmeister als Senna am 1. Mai 1994 in Imola tödlich verunglückte, hat ihn damals natürlich zu tiefst getroffen und bewegt. Er hat als Respekt und Wertschätzung von Senna sogar dessen Leichnam bei der Überstellung nach Brasilien begleitet.
Nach Sennas Horror-Crash wollte Leberer seinen Job in der Formel 1 an den Nagel hängen. Er überlegt damals die elterliche Landwirtschaft in Anthering zu übernehmen. Doch es sollte anders kommen – sowohl seine eigenen Eltern als auch jene von Ayrton überredeten ihn zum Weitermachen, denn sie wussten: Sein Dienst an den Formel 1 Stars, das ist sein Leben – neben seiner eigenen Familien. Ja – auch das gibt es für ihn, ein glückliches Privatleben, obwohl er bedingt durch seinen Job durch die ganze Welt tingelt. Und wenn in der Formel neben seinen Stars mal jemand Hilfe braucht – dann ist er stets zur Stelle. Das weiß dann auch Sebastian Vettel zu schätzen und ist froh bei Bedarf auch mal auf gute Tipps von Leberer zurückgreifen zu können, obwohl der ja eigentlich für die Konkurrenz von Sauber zuständig ist.